Digitalisierung in der Wissenschaft als Organisationsproblem

In Wissenschaftseinrichtungen – Hochschulen und Forschungsinstitute – stoßen Digitali­sierungsexperten fortwährend an Grenzen der Organisationsgestaltung, während Or­ga­nisationsexperten unablässig Grenzen digitaler Prozessgestaltungen identifizieren. Da­bei ist Digitalisierung z.B. an Hochschulen deutlich mehr als im vorherrschenden po­pulären Verständnis, das sich auf OER oder MOOCs konzentriert: Digitalisierung in der Wissenschaft produziert einerseits Grenzüberschreitungen, die neue bzw. modifizierte regulative Zugriffe und verän­derte Umgangsformen notwendig machen, teils aber auch als nicht tolerierbar bewertet werden (Urheberrecht, Speicherungssicherheit, Datenschutz, in­formation overload, Verwahrlosung der Publikationssitten, Autonomieverluste, Beschleunigung des – auch – auf Ent­schleunigung angewiesenen wissenschaftlichen Arbeitsmodus, hinterfragbare Ansprüche Dritter an Mes­­sung und Messbar­keit wissenschaftlicher Tätigkeit, digitale Hochschullehre als Kommunikation unter Abwesenden usw.). Andererseits ermöglicht sie Grenzüberschreitungen, mit denen die Wissenschaft ihre Produktions- und Wir­kungschancen exponentiell erweitert (aufwandsarmer Zugriff auf Datenbestände, Big Data, neue bzw. er­leichterte Quellenzugänge, Aufhebung medialer Grenzen durch Kombination von Medienpotenzialen, neue Kommunikations- und Publikationschancen, erleichterte Kooperationen über räumliche und Disziplin­grenzen hinweg, Erreichbarkeit neuer Adressatenkreise, erhöhte Transparenz und damit Gewinn höherer Legiti­mität, Hybride zwischen gesellschaftlichem Engagement und Wissen­schaft, Entstehung völlig neuer Forschungsfelder und Teildisziplinen usw.). Wie dabei die Organisation die Digitalisierung limitiert bzw. die Digitalisierung Organisationswandel erfordert, steht im Mittelpunkt des Projekts. Zentral ist die ganzheitliche Betrachtung elektronischer Hochschulökosysteme, die eingebettet wird in den Rahmen eines sich digital entgrenzenden Wissenschaftssystems.

Buchpublikationen und Forschungsberichte

Justus Henke/Peer Pasternack (Hg.): Wie die Hochschulen durch das Zeitalter des Frühdigitalismus kommen. Basiswissen für die avancierte Organisationsgestaltung in 94 Fragen und Antworten, Springer VS, Wiesbaden 2020, 280 S. mehr...

Daniel Hechler / Peer Pasternack (Hg.): Einszweivierpunktnull. Digitalisierung von Hochschule als Organisationsproblem – Folge 2 (=die hochschule 2/2017), Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg 2017, 176 S. € 17,50. ISBN 978-3-937573-61-8. mehr...

Daniel Hechler / Peer Pasternack (Hg.): Einszweivierpunktnull. Digitalisierung von Hochschule als Organisationsproblem (= die hochschule 1/2017), Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg 2017, 193 S. € 17,50. ISBN 978‐3‐937573‐59‐5. mehr...

Publikationen

Peer Pasternack / Sebastian Schneider / Peggy Trautwein / Steffen Zierold: Campus-Management-Systeme als problemproduzierende Problemlöser. Potenziale bei der Gestaltung organisatorischer Kontexte, in: Hochschulmanagement 3/2016, S. 73-79.

Justus Henke / Peer Pasternack / Sarah Schmid: Toolbox zur Third-Mission-Bilanz: Beispiele & Umsetzungsoptionen, in: dies. Third Mission bilanzieren. Die dritte Aufgabe der Hochschulen und ihre öffentliche Kommunikation, Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg 2016, S. 74-96. Download

Peer Pasternack: Internetgestützte Fachinformationssysteme aus dem 18. Jahrhundert? Problemanzeigen aus der Nutzerperspektive, in: Information – Wissenschaft & Praxis 4/2006, S. 223-225. Download

Klaudia Erhardt (Hg.): ids hochschule – Fachinformation für Hochschulforschung und Hochschulpraxis (HoF-Arbeitsbericht 4/2005), Institut für Hochschulforschung (HoF), Wittenberg 2005, 71 S. Download

Veranstaltungen

Workshop: Mehr digitalisierte Hochschulprozesse – weniger Hochschulbürokratie?

am 6. Oktober 2016
Ort: Halle
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