Hochschulpolitik in Deutschland: Strukturen, Prozesse, Akteure

Hochschulpolitik bezeichnet die staatlichen Maßnahmen, mit denen Lehre und Forschung an Hochschulen gefördert werden und beeinflusst werden sollen. Gestaltet wird dies im Rahmen eines komplexen Akteursgeflechts mit ebenso komplexen Prozeduren der Policy-Entwicklung. Es bestehen eine vertikale Differenzierung der Hochschulpolitik mit den Ebenen EU, Bund und Länder sowie horizontale Differenzierungen im adressierten Feld der Hochschulen. Dies erfordert eine Mehrebenen-Governance mit hohen Abstimmungsbedarfen. Spannungen ergeben sich dabei zum einen aus den verteilten Kompetenzen der hochschulpolitischen Akteure, zum anderen aus den unterschiedlichen Funktionslogiken von Politik und Wissenschaft. Die Spannungen führen zu Steuerungsproblemen, zu deren Behebung intermediäre Akteure staatlich installiert wurden. Aufgrund der Vielzahl der Akteure mit jeweils unterschiedlichen Eigendynamiken kann in Deutschland nicht von einer zentral gesteuerten und kohärenten Hochschulpolitik gesprochen werden. Dennoch setzen sich regelmäßig übergreifende Trends durch, etwa der Bologna-Prozess, Qualitätssicherungssysteme, verstärkte Wettbewerbsorientierung und Differenzierung des Hochschulsystems sowie neue Steuerungsmodelle. Wie dies funktioniert, ist Gegenstand des Buchprojekts.

english abstract
Higher education policy refers to the state measures with which teaching and research at universities are to be promoted and influenced. This is shaped within the framework of a complex network of actors with equally complex procedures of policy development. There is a vertical differentiation of higher education policy with the EU, federal and state levels as well as horizontal differentiations in the addressed field of higher education institutions. This requires multi-level governance with a high degree of coordination. Tensions arise, on the one hand, from the distributed competences of the higher education policy actors and, on the other hand, from the different functional logics of politics and science. The tensions lead to governance problems, which the state has installed intermediary actors to resolve. Due to the multitude of actors, each with their own dynamics, it is not possible to speak of a centrally controlled and coherent higher education policy in Germany. Nevertheless, overarching trends regularly prevail, such as the Bologna Process, quality assurance systems, increased competitive orientation and differentiation of the higher education system, and new governance models. How this works is the subject of the book project.

Publikationen

Ute Lanzendorf / Peer Pasternack: Landeshochschulpolitiken nach der Föderalismusreform, in: Achim Hildebrandt/Frie­der Wolf (Hg.), Die Politik der Bundesländer. Zwischen Föderalismusreform und Schuldenbremse, Springer VS, Wiesbaden 2016, S. 35-59.

Peer Pasternack: Wissenschaftspolitik in Sachsen-Anhalt. Rahmenbedingungen für Hochschulbildung und Forschung als Zu¬kunfts¬potenziale, in: Hendrik Träger/Sonja Priebus (Hg.), Politik und Regieren in Sachsen-Anhalt, Springer VS, Wiesbaden 2017, S. 331-353.

Ute Lanzendorf / Peer Pasternack: Hochschulpolitik im Ländervergleich, in: Jörg Bogumil / Rolf G. Heinze (Hg.), Neue Steuerung von Hochschulen. Eine Zwischenbilanz, sigma Verlag, Berlin 2009, S. 13-28.

Vorarbeiten siehe

https://www.hof.uni-halle.de/projekte/bfi-system-schweiz/

https://www.hof.uni-halle.de/projekte/qualitaetsstandards-fuer-hochschulreformen/

https://www.hof.uni-halle.de/projekte/programmatische-konzepte-der-hochschulentwicklung-seit-1945/

https://www.hof.uni-halle.de/projekte/wissenschaftspolitik-eine-teilnehmende-beobachtung/

https://www.hof.uni-halle.de/projekte/handworterbuch-der-hochschulreform/

https://www.hof.uni-halle.de/projekte/hochschulentwicklung-als-komplexitatsproblem/