Staatlich finanzierte wissenschaftliche Einrichtungen stehen unter einem doppelten Legitimationsdruck mit Blick auf Wissenschaftskommunikation: einerseits stehen sie im Wettbewerb mit anderen Einrichtungen und müssen Organisationsinteressen bedienen, andererseits erwartet die Öffentlichkeit, dass ihr relevante wissenschaftliche Erkenntnisse angemessen vermittelt werden. Zunehmende Medienpräsenz von Wissenschaftler.innen und der Organisationen selbst nährt indes Skepsis an der Uneigennützigkeit und dem Vermittlungsanliegen. Einen Ausweg könnte eine verstärkt dialogorientierte direkte Kommunikation mit Teilöffentlichkeiten darstellen, was potentiell den Widerspruch zwischen Wissenschafts-PR und Vermittlungspraxis aufzuheben vermag. Allerdings sind auch hierfür geeignete organisationale Strukturen notwendig, damit der Wandel der Wissenschaftskommunikation tatsächlich vollzogen werden kann. Denn: Wissenschaftler.innen können nicht beliebig für die Kommunikationsanliegen ihrer Organisation mobilisiert werden.
Das Habilitationsprojekt nähert sich aus governancetheoretischer Perspektive in vier Teilstudien der Untersuchung der Wissenschaftskommunikation auf der Organisations- bzw. Mesoebene, die analytisch zwischen Wissenschaftler.innen (Mikro) und Wissenschaftssystem (Makro) zu verorten ist. Insbesondere Hochschulen werden in den Blick genommen. Als zu schließende Forschungslücken gelten hierbei Aufgabenteilung und Partizipations- bzw. Vermittlungsorientierung der organisationalen Wissenschaftskommunikation, ihrer Bedingungen und Wirkungen sowie das Verhältnis von Wissenschaftkommunikationsaufgaben mit anderen Aufgaben der Mesoebene. Hieraus wird ein Modell synthetisiert, das die legitimatorischen Funktionen der Wissenschaftskommunikation mit den konkreten Organisationsstrukturen verknüpft.
Veröffentlichungen im Rahmen des Habilitationsprojekts
- Justus Henke: Science Communication as a Complex Adaptive System: Functions of Institutions and Organizations in Science for Public Trust (under review).
- Justus Henke: Navigating the AI Era: University Communication Strategies and Perspectives on Generative AI Tools (under review).
- Justus Henke:Wissenstransfer durch Begleitmaßnahmen von Förderprogrammen: Zielsetzungen, Formen und Wirkungen (under review).
- Justus Henke: Public Engagement with COVID-19 Preprints: Bridging the Gap Between Scientists and Society, submitted to Quantitative Science Studies (Accepted Jan 24), als Preprint verfügbar unter: https://osf.io/75gs6
- Justus Henke (2022): Can Citizen Science in the Humanities and Social Sciences Deliver on the Sustainability Goals? Sustainability 2022, 14, 9012. DOI: https://doi.org/10.3390/su14159012
- Göbel, Claudia / Sylvi Mauermeister / Justus Henke (2022): Citizen Social Science in Germany—cooperation beyond invited and uninvited participation, in: Humanities and Social Sciences Communications 1/2022. https://doi.org/10.1057/s41599-022-01198-1.
Vorträge und Präsentationen
- Henke, Justus (2023): Wissenschaftskommunikation als Antwort auf die Legitimationskrise? Die Rolle der Meso-Ebene, BMBF Lunch Talk “Wissenschaftskommunikation”, 16.10.2023, Download
- Henke, Justus (2023): Legitimation von Forschungsförderung durch Wissenstransfer. Das Beispiel der Förderprogrammkoordination, 18. Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung, Osnabrück, 11.9.2023
- Justus Henke (2022): “Preprints als Medium der öffentlichen Debatte um Covid-19. Beobachtungen zur Entdifferenzierung der Wissenschaftskommunikation”, 17. GfHf-Jahrestagung, 16.9.2022, Wien.