Das Schlagwort Wissensgesellschaft wird typischerweise exklusiv mit Metropolen und verdichteten Räumen assoziiert. Indessen lebt die Hälfte der deutschen Wohnbevölkerung in ländlichen und klein- bzw. mittelstädtisch geprägten Regionen. Das verweist auf ein wissensgesellschaftliches Gestaltungsproblem: das Zentrum-Peripherie-Verhältnis. Wie lassen sich geografische Randlagen in wissensgesellschaftliche Entwicklungen einbinden? In welcher Weise partizipieren periphere Orte an der rasanten Verbreiterung von Qualifikationserfordernissen, Bildungsbedürfnissen und Verwissenschaftlichungstendenzen? Wie ist zu verhindern, dass es zum biografischen Makel gerät, außerhalb großstädtischer Milieus aufgewachsen, sozialisiert worden und zur Schule gegangen zu sein? Welche Vermarktungschancen haben kleinere Orte für ihre spezifischen Bildungsangebote, seien es solche in der beruflichen Qualifizierung oder kulturtouristische Attraktionen? Diese Fragen werden hier am Beispiel Wittenbergs – einst Sitz einer berühmten Universität – exemplarisch verhandelt. Es wird untersucht, welche Potenziale Wittenberg hat und gegebenenfalls entwickeln könnte, um sich künftig explizit als Bildungsstandort zu profilieren. Dabei wird von dreierlei ausgegangen: Bildung und Bildungsangebote sollen zum ersten Teilhabechancen und Lebensqualität der ansässigen Wohnbevölkerung steigern, zum zweiten die Stadt überregional attraktivieren und zum dritten wirtschaftliche Effekte erzeugen. Dieser Betrachtung entsprechend werden konkrete Handlungsoptionen für Wittenberg entwickelt. Sie zielen darauf, (a) Ideen für den Ausbau von Studium, Forschung und Wissenschaftsservice zu bewerten bzw. zu formulieren, (b) Anregungen für eine nachhaltige Aktivierung der Wittenberger Bürgerschaft zu geben und (c) Überlegungen anzustellen, wie der vorhandene Bildungstourismus gestärkt und mit neuen Impulsen versehen werden könnte.
Buchpublikationen und Forschungsberichte
Peer Pasternack / Axel Müller (2005): Wittenberg als Bildungsstandort. Eine exemplarische Untersuchung zur Wissensgesellschaft in geografischen Randlagen. Gutachten zum IBA-"Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010"-Prozess (HoF-Arbeitsbericht 7/2005), Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg, 156 S. mehr...
Artikel (Auswahl)
Peer Pasternack: Wissensgesellschaft in der Peripherie. Wittenberg als Bildungsstandort, in: ders. (Hg.): Wissensregion Sachsen-Anhalt. Hochschule, Bildung und Wissenschaft: Die Expertisen aus Wittenberg, Akademische Verlagsanstalt, Leipzig 2014, S. 52-58. Download