Ein Großteil der einschlägigen Debatte zum Zusammenhang von Wissenschaft und ihren Sitzorten widmet sich großstädtischen bzw. metropolitanen Existenzbedingungen und Wirkungen. Hochschulen in mittelgroßen Städten schließen in ihren Selbstbeschreibungen häufig daran an, ohne den fehlenden großstädtischen Kontext angemessen zu berücksichtigen. Dahinter steckt die allgemeine Auffassung, dass sich die Zukunftsfähigkeit einer Stadt mit ihrer Ankopplung an wissensgesellschaftliche Entwicklungen entscheide.
HoF hat Mittelstädte (20.000 bis 100.000 Einwohner) und Kleinere Großstädte (100.000 bis 500.000 Einwohner) mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen untersucht, zusammengefasst zu „mittelgroßen Städten“. Denn städtisch, aber nichtmetropolitan – das ist für die meisten deutschen Hochschulen ein Charakteristikum ihrer Umweltbedingungen.
Über 70 Prozent der deutschen Hochschulen haben ihren Sitz in Städten mit unter 500.000 Einwohnern – die Teilstandorte eingerechnet, sind sogar knapp 80 Prozent aller Hochschulstandorte abseits Großer Großstädte verortet. In vier von fünf Kleineren Großstädten befindet sich mindestens eine staatliche Hochschule; hochschulische Teilstandorte einbezogen, findet in knapp 90 Prozent der Kleineren Großstädte Hochschulbetrieb statt. In beinahe jeder zweiten Größeren Mittelstadt und jeder achten Kleineren Mittelstadt ist eine Hochschule bzw. ein Hochschulteil vertreten.
Das Buch rückt Ansiedlungen in den Fokus, die typischerweise nicht im Blick sind, wenn Großtheorien und -konzepte zum Zusammenhang von Wissensgesellschaft und Stadtentwicklung formuliert werden: Wissensgesellschaft, Kreative Stadt, Knowledge City, Wissensmilieus usw., aber auch Ansätze, die mit dem Attribut smart ihre Orientierung an Fragen der Digitalisierung signalisieren. Untersucht werden die Potenziale und Potenzialentfaltungen, die Defizite und Defizitbearbeitungen, die in mittelgroßen Hochschulstädten anzutreffen sind, wenn wissensgesellschaftliche Resonanzbedingungen erzeugt werden sollen.
Im Ergebnis der Untersuchung wird ein Modell für eine Wissenschaft-Stadt-interaktionsorientierte Typenbildung mittelgroßer Städte entwickelt. Mit dieser Systematik können sich Städte typologisch einordnen, indem fallweise die nötigen quantitativen Daten und qualitativen Informationen aufgefüllt werden. Dies eignet sich dazu, dass die Hochschulen und Städte realistische Selbstwahrnehmungen gewinnen und auf dieser Basis Handlungsoptionen entwickeln können.
Zitation
Daniel Hechler/Peer Pasternack/Steffen Zierold: Wissenschancen der Nichtmetropolen. Wissenschaft und Stadtentwicklung in mittelgroßen Städten, unt. Mitw. v. Uwe Grelak und Justus Henke, BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, 355 S. ISBN 978-3-8305-3883-7
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