1949, dem Jahre der DDR-Gründung, setzte sich die Landschaft konfessionell gebundener akademischer Bildung und Forschung aus 46 Einrichtungen und Arbeitszusammenhängen zusammen. 1989, zum Ende der DDR, bestand sie aus 94 Einrichtungen und Arbeitszusammenhängen. Sie hatte damit während der vier DDR-Jahrzehnte ihre Größe mehr als verdoppelt. Diese Parallelwelt zum staatlich gelenkten Hochschul- und Wissenschaftssystem ist nun systematisch recherchiert, erfasst und in einer Gesamtübersicht publiziert worden. Damit wird eine bislang bestehende Lücke in der Dokumentation der DDR-Hochschul- und Wissenschaftsgeschichte geschlossen.
Die DDR ist, nach einer Einschätzung von Reinhard Henkys, das osteuropäische Land mit der größten Zahl wissenschaftlich-theologischer Lehr- und Forschungseinrichtungen gewesen. Die wenigsten dieser Institutionen verfügten allerdings über eine offizielle, d.h. staatliche Anerkennung als akademische Einrichtungen. Faktisch traf dies nur für diejenigen zu, die Teil einer staatlichen Hochschule waren: die Sektionen Theologie der Universitäten und kirchenmusikalische Ausbildungen an Musikhochschulen, letztere allerdings institutionell bis zur Nichterkennbarkeit herabgestuft. Die sonstigen Einrichtungen waren nur ‚quasi-akademisch‘: Sie lehrten und/oder forschten auf akademischem Niveau, ohne über die formalen Insignien zu verfügen, die das auch nach außen hin kenntlich gemacht hätten.
Die konfessionell gebundene Institutionenlandschaft bestand in ihrem Kern aus folgenden Einrichtungen:
- Theologische Hochschulen
- evangelische Theologische Fakultäten/Sektionen an den staatlichen Voll-Universitäten
- Predigerseminare zur Ausbildung von Predigern und Pfarrern
- Seminare für die Vikariats- und Priesteramtskandidaten-Ausbildung
- hochschuladäquate Ausbildungen für Kirchenrecht, wissenschaftliches Archiv-/Bibliothekswesen und Gemeindepädagogik
- A- und B-Kirchenmusikausbildungen
- Studentengemeinden und Konvikte
- Institute ohne Ausbildungsfunktionen
Daneben konnten weitere Arbeitszusammenhänge – ‚Thinktanks‘ und wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaften – recherchiert werden, 32 an der Zahl. Im Überblick vorgestellt wird zudem die einschlägige wissenschaftliche Informationsinfrastruktur in Gestalt konfessionell gebundener wissenschaftlicher Bibliotheken, Verlage und Fachzeitschriften.
Ergänzt wird die Vorstellung der Einrichtungen um eine sachthematisch gegliederte und annotierte bibliografische Dokumentation der selbstständigen Publikationen, die seit 1990 zu theologischer Wissenschaft und (quasi-)akademischen Ausbildungen in der DDR erschienen sind, die wiederum durch eine online verfügbare Bibliografie der unselbstständigen Literatur ergänzt wird.
Zitation
Uwe Grelak / Peer Pasternack: Theologie im Sozialismus. Konfessionell gebundene Institutionen akademischer Bildung und Forschung in der DDR. Eine Gesamtübersicht, BWV – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2016, 341 S. ISBN 978-3-8305-3736-6.
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