Gesamtdeutsch wird der demografische Wandel vor allem unter dem Aspekt der Alterung einhergehend mit geringer Fertilität und der ethnisch-kulturell-religiösen Vielfaltssteigerung thematisiert. Dagegen sind die Problemlagen in Ostdeutschland – und dort insbesondere in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern – vielschichtiger. Die Alterung durch ein unausgeglichenes Fertilitäts-Mortalitäts-Verhältnis wird dort insbesondere durch die Abwanderung ergänzt. Diese wiederum ist so stark, dass davon nicht allein der ländliche Raum betroffen ist, sondern auch die Einwohnerschaften der Städte schrumpfen.
Angesichts des dominierenden Wachstumsparadigmas ist die Frage, was in und mit einer modernen Gesellschaft geschieht, wenn die Bevölkerung schrumpft, bislang eine offene Frage. Die IBA „Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010“ hatte sich von 2002 bis 2010 um Antworten bemüht. Sie war damit Bestandteil der Versuche, den demografischen Wandel auch als Chance zu begreifen und die Folgen dieses Wandels jenseits des grassierenden Demografie-Alarmismus zu formulieren.
Was ohnehin passiert, sollte in der Tat immer daraufhin geprüft werden, ob es auch Chancen birgt. Aus dem demografieinduzierten Problemvorsprung, wie er derzeit in Ostdeutschland und dort insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt besteht, lässt sich durch entsprechende Aktivitäten auch ein Problemlösungsvorsprung generieren.
Zitation
Uwe Grelak / Peer Pasternack: Die Bildungs-IBA. Bildung als Problembearbeitung im demografischen Wandel: Die Internationale Bauausstellung „Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010“, Akademische Verlagsanstalt, Leipzig 2014, 504 S. ISBN 978-3-931982-86-7
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