Bis zu ihrem Zusammenbruch im Jahr 1991 war Bildung in der Sowjetunion – wie auch in den anderen staatssozialistischen Ländern Ost- und Mitteleuropas – ein staatliches Monopol. Der mit der Transformation der Gesellschaften in diesen Ländern einsetzende radikale Wandel erstreckt sich auf alle gesellschaftlichen Subsysteme – so auch auf den Hochschulbereich – und ist durch ein „Dilemma der Gleichzeitigkeit“ gekennzeichnet, da zeitgleich eine neue Wirtschaftsordnung, eine neue Rechts- und Verfassungsordnung und neue soziale Strukturen geschaffen werden müssen. Ein wesentliches Phänomen der gesellschaftlichen Transformation ist der Institutionenwandel. Die Hochschulen gehören zu den Institutionen in der Transformationsgesellschaft, die in Grundzügen den Systemwechsel überlebt haben. Für die russischen Hochschulen bedeutet dies, dass sie bis weit in die Mitte der 90er Jahre aufgrund der tiefgreifenden Krise in der Gesellschaft und der daraus resultierenden extremen Verknappung der Mittel vorrangig mit dem „Überleben“ beschäftigt waren und es von daher nur ansatzweise zu ersten Reformschritten kam. Erst mit der Konsolidierung demokratischer und marktwirtschaftlicher Strukturen in der Russischen Föderation wurden Voraussetzungen für die Durchführung von Reformen im Hochschulbereich geschaffen, deren Ziele im wesentlichen in einer Diversifizierung des Hochschulsystems, einer Studienstrukturreform und der Implementierung neuer Mechanismen zur Qualitätskontrolle und Finanzierung von Hochschulausbildung auszumachen sind. Mit der vorliegenden Studie werden aktuelle Trends in der Entwicklung der russischen Hochschulen im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Transformation nachgezeichnet, wobei die Aufmerksamkeit sowohl den transformationsspezifischen als auch nationaltypischen Entwicklungsverläufen gilt. (HoF/Autorreferat)
Zitation
Christine Teichmann (2001): Die Entwicklung der russischen Hochschulen zwischen Krisenmanagement und Reformen. Aktuelle Trends einer Hochschulreform unter den Bedingungen der Transformation (HoF-Arbeitsbericht 4/2001), Institut für Hochschulforschung (HoF), Halle-Wittenberg, 51 S.
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