Es gibt schon eine ganze Reihe von Stadtführern durch Wittenberg. Doch bisher gab es noch keinen, der die frühere Universität in den Mittelpunkt rückt. Die Leucorea war 1502 gegründet worden und erlangte im 16. Jahrhundert durch die lutherische Reformation Weltgeltung. 1817 wurde die Universität geschlossen und mit der Universität Halle vereinigt.
Doch auch im heutigen Stadtraum Wittenbergs ist die Universität bemerkenswert präsent. Häufig allerdings sieht man nur das, was man weiß. Deshalb hat Peer Pasternack im Drei Kastanien Verlag Wittenberg den Stadtführer
Die Spuren der Leucorea (1502–1817)
Universitätshistorischer Stadtrundgang durch das heutige Wittenberg
veröffentlicht. Pasternack ist Direktor des Instituts für Hochschulforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das in Wittenberg ansässig ist und deutschlandweit Hochschulentwicklungen analysiert.
Der Stadtführer offeriert zwei Stadtwanderungen. Die erste, in Ost-West-Richtung, macht mit den fünf universitätsgeschichtlich wichtigsten Stationen vertraut: das Collegium Augusteum einschließlich Lutherhaus, Melanchthonhaus und das Collegium Fridericianum, der Marktplatz mit den Denkmälern für die beiden bedeutendsten Leucorea-Professoren Luther und Melanchthon sowie die Schlosskirche als frühere Universitätskirche.
Die zweite Stadtwanderung führt von West nach Ost. Sie erläutert solche Spuren der früheren Universität, die weniger offensichtlich sind. Dafür weicht sie auch von der touristischen Hauptmeile der Wittenberger Innenstadt ab. Hier wird die Aufmerksamkeit geschärft für frühere Wohnhäuser und Grabmalssteine ehemaliger Professoren, für die Rolle der Stadtkirche St. Marien, die diese für die Universität spielte, den Zusammenhang zwischen ehemaliger Lateinschule und Leucorea. Ebenso werden im Stadtraum vorhandene Hinweise auf Studenten wie Lessing, Paul Gerhardt oder Novalis hervorgehoben.
All das ist mit Erläuterungen zu den historischen Zusammenhängen verbunden und reich illustriert. So zeigt sich: Wer mit entsprechenden Hinweisen versehen ist, wird wahrnehmen, dass in der Wittenberger Innenstadt die alte Universität eigentlich ‚überall‘ ist. Der Stadtführer macht eine Erinnerungslandschaft lesbar, die die Spuren der Universität im Stadtraum in ihre geschichtlichen und gegenwärtigen Zusammenhänge rückt.
Nähere Informationen unter:
https://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/Pasternack_2023_Die-Spuren-der-Leucorea_Inhalt-u-Einleitung.pdf