Die Ausstellung: Wittenberg nach der Universität (1817-1994)

Die Ausstellung "Wittenberg nach der Universität" war der Beitrag des HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung an der Universität Halle-Wittenberg - zum Jubiläum "500 Jahre Universität Halle-Wittenberg". Die Ausstellung wurde realisiert in Kooperation mit der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, der Paul-Gerhardt-Stiftung, dem Evangelischen Predigerseminar, Prof. Dr. Heiner Lück (Juristische Fakultät der Universität Halle-Wittenberg), dem Melanchthon-Gymnasium, der Stiftung Leucorea und dem Stadtgeschichtlichen Zentrum der Lutherstadt Wittenberg.

Inhaltliche und logistische Unterstützung erfuhr das Ausstellungsteam daneben insbesondere durch Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, Andreas Wurda als Hausherr der Räumlichkeiten des Riemer-Museums,die Geschäftsleitung der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, welche die Ausstellung finanziellunterstützt hat, und die Stiftung Leucorea, die den Druck der ausstellungsbegleitenden Publikationen und Plakate ermöglicht hat.

Die Ausstellung wurde vom 1. Juni bis 30. November 2002 im Schloss Wittenberg (Riemer-Museum) gezeigt.

Die Wittenberger Universität hatte vier Fakultäten: die Theologische, Juristische, Medizinische und die Artistenfakultät. Nach der Vereinigung der Leucorea mit der Universität Halle im Jahre 1817 fand in Wittenberg kein universitäres Leben in engerem Sinne mehr statt. Dies änderte sich erst 1994 mit der Gründung der Stiftung Leucorea wieder. Die Ausstellung nimmt die dazwischen liegenden 177 Jahre in den Blick.

Bereits seit dem Ende des 16. Jahrhundert ließen sich in Wittenberg zwei verschiedene Linien wissenschaftlicher und wissenschaftsnaher Aktivitäten unterscheiden: die reformationsbezogenen und die nicht auf die Reformation bezogenen. Wittenberg hatte seit der frühen Neuzeit sein städtisches Leben gleichermaßen als Erbeverwalterin der Reformation wie als 'ganz normale' Stadt mit jeweils aktuellen und in die Zukunft gerichteten Interessen zu gestalten. Diese Doppelgleisigkeit prägte die Stadt auch nach der Universitätsaufhebung im Jahre 1817.

Die Ausstellung nun beleuchtet die - im einzelnen sehr unterschiedlich ausgefallenen - Kontinuitätsbrüche, welche die Stadt nach der Universitätsaufhebung 1817 erfahren hat. Sie sucht, die Brüche erfahrbar zu machen, indem Wittenberg als Ort theologischer Ausbildung, der medizinischen Ausbildung und Versorgung, als Ort des Rechts sowie als Ort propädeutischer Ausbildung und naturwissenschaftlicher Forschung vorgestellt wird - gekennzeichnet durch das Charakteristikum, all dies trotz Universitätsschließung im Jahre 1817 geblieben oder später wieder geworden zu sein.

Die Betrachtung des 19. und 20. Jahrhunderts liefert dabei in zweierlei Hinsicht auch Informationen, die den allein lokalen Bezugsrahmen übersteigen. Zum einen - reformationsbezogen - lässt sich anhand der Wittenberger Entwicklungen der geschichtspolitische Umgang mit dem reformatorischen Erbe durch immerhin fünf verschiedene politische Systeme vergleichend in den Blick nehmen: Preußen bzw. Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, DDR, neue Bundesrepublik seit 1990. Zum anderen - nicht reformationsbezogen - lässt sich am Beispiel Wittenbergs exemplarisch studieren, welche Auswirkungen es für eine Stadt hat, wenn sie ihrer Universität verlustig geht; der Vorher-Nachher-Vergleich ermöglicht es, die Bedeutung einer Universität für städtisches Leben und Selbstverständnis zu überprüfen, wie auch die Vitalität einer Stadt, mit der neuen Situation umzugehen.


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