Otto Kleinschmidt – ein sperriger Intellektueller

1927 wurde in Wittenberg ein „Forschungsheim für Weltanschauungsfragen“ gegründet, das in den 70er und 80er Jahren als „Kirchliches Forschungsheim“ zum Kommunikations- und Vernetzungszentrum der staatsunabhängigen Umweltbewegung in der DDR wird. Der ursprüngliche Gründungsauftrag lautete, „evangelische Weltanschauung zu pflegen“ sowie den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften zu befördern. Gründer und langjähriger (1927-1954) Leiter des Forschungsheimes war Otto Kleinschmidt, Theologe und Pfarrer, Ornithologe, begabter Tierzeichner und Präparator, zoologischer Systematiker, Weltanschauungspublizist, Ausstellungsmacher, Herausgeber mehrerer Schriftenreihen, Dozent am Kirchlichen Predigerseminar Wittenberg.

Kleinschmidt leitet die Wittenberger Einrichtung durch drei politische Systeme hindurch. Sowohl zu den Nationalsozialisten als auch den Kommunisten suchte er 1933 bzw. 1945 Anknüpfungspunkte, im ersteren Falle zeitweiligen Antisemitismus und Rassismus eingeschlossen. In beiden Fällen ergaben sich alsbald unüberbrückbare Differenzen. Kleinschmidt ist das, was landläufig eine schillernde Figur genannt wird.

Der Aufklärung seines Lebens und Werkes widmen sich verschiedene Aktivitäten. So wurde gemeinsam mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg eine Ausstellung zu Otto Kleinschmidt erarbeitet und aus Anlass des 80. Gründungsjubiläums des Forschungsheims eröffnet. Eingebettet war diese Ausstellungseröffnung in eine ➩ Tagung unter dem Titel „Zwischen Biologie und Bibel. Der neue Streit um die Evolution und das Beispiel Otto Kleinschmidts“ (➩ Original-Netzquelle=Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt). Diese fand vom 5. bis 7.10.2007 in Wittenberg statt. Desweiteren werden am Institut für Hochschulforschung (HoF) Studienabschlussarbeiten zum Thema geschrieben.

 

Projektarbeiten:

➩ Antje Schober: Otto Kleinschmidt – Theologe, Naturwissenschaftler, Rassenkundler. Magisterarbeit, Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig, Leipzig 2005, 70 S.

Michael Beleites hat sich mehrfach mit Otto Kleinschmidt auseinandergesetzt. Seit den 80er Jahren im engen Kontakt mit dem Kirchlichen Forschungsheim Wittenberg – damals einer der wichtigsten Knotenpunkte der staatsunabhängigen Umweltbewegung in der DDR – war er 1988 mit dem „Otto-Kleinschmidt-Stipendium“ in Wittenberg tätig. 1996 erarbeitete er eine Ausstellung mit dem Titel „Otto Kleinschmidts Formenkreislehre – eine andere Sicht auf die Natur“. 2006/2007 war er in der Vorbereitungsgruppe der Ausstellung ➩ „Otto Kleinschmidt. Grenzgänger zwischen Naturwissenschaft und Religion“. Beleites vertritt hinsichtlich der rassenkundlichen Auffassungen Kleinschmidts eine in wesentlichen Teilen von anderen Autoren, so auch Antje Schober (s.o.), abweichende Position. Auf der Tagung ➩ „Der neue Streit um die Evolution und das Beispiel Otto Kleinschmidts“, die vom 5.-7. Oktober 2007 in Wittenberg stattfand, stellte er seine Deutung der Schriften zur Rassenkunde im Kontext des Kleinschmidtschen Gesamtwerks vor: ➩ „War Kleinschmidts Formenkreis-Konzept rassistisch?“

 

Ausstellung 2007:

➩ Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt e.V. (Hg.): Otto Kleinschmidt. Grenzgänger zwischen Naturwissenschaft und Religion. Begleitheft zur Ausstellung. Wittenberg 2007, 12 S.