Hochschulen nach der Föderalismusreform

Zwischen den Hochschulsystemen der deutschen Bundesländer bestehen traditionell deutliche Unterschiede hinsichtlich des Finanzierungsinputs und des Forschungsoutputs. Die Föderalismusreform 2006 hatte den Anspruch erhoben, wettbewerbsföderalistische Aspekte im Hochschulwesen zu stärken – und damit sowohl den herkömmlichen kooperativen Föderalismus als auch die aktive Beteiligung des Bundes an der Hochschulentwicklung in den Hintergrund treten zu lassen. Im vorliegenden Band werden die Länderdifferenzen vor allem in solchen Bereichen untersucht, in denen die Gestaltungschancen der Länder mit der Föderalismusreform gestärkt wurden: Hochschulsteuerung, Studienreform sowie Personal- und Karrierestrukturen. Im Ergebnis zeigt sich: In der Hochschulsteuerung setzen sich die einmal in den entsprechenden Reformdiskurs aufgenommenen Elemente langfristig in (fast) allen Bundesländern durch (Ausnahme: Studiengebühren). Unterschiede zwischen den Ländern finden sich allenfalls in der Geschwindigkeit, mit der Neuerungen politisch aufgenommen und umgesetzt werden. Auch bei der Studienreform sind die Angleichungsprozesse zwischen den Bundesländern und gemeinsame Entwicklungslinien bemerkenswert. Abgesehen vom Lehramtsstudium finden sich keine Sonderwege der Länder, kein Sonderweg Ost und auch keine bayerischen Bachelor oder ähnliches. In der Gestaltung der Personal- und Karrierestrukturen ist gleichfalls entweder eine Angleichung der Länder zu beobachten oder eine Entwicklung, die, insgesamt gesehen, in die gleiche Richtung weist. Auch kam es nach 2006 zu keiner entscheidenden Zäsur. Länderübergreifend bleibt es bei dem für das deutsche Hochschulsystem charakteristischen Flaschenhals akademischer Karriere mit einem großen Anteil risikobehaftet und weisungsabhängig Beschäftigter unterhalb der Professur und einem relativ kleinen und anteilig rückläufigen Anteil an Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern. Wo es Differenzen zwischen den Ländern gibt und diese sich in jüngerer Zeit verstärkt haben, betrifft dies vorrangig solche Bereiche, die von der Föderalismusreform nur marginal oder gar nicht berührt wurden. Die Bereiche hingegen, in denen sich mit der Föderalismusreform 2006 den Ländern größere Gestaltungsspielräume eröffneten, sind eher durch Trends homogenisierender Entwicklungen – bei Abweichungen im Detail – gekennzeichnet. Insofern wurde und wird die Bedeutung der Föderalismusreform 2006 für den Hochschulbereich allgemein überschätzt.

Inhalt:

  1. Peer Pasternack: Hochschulföderalismus. Ausgangslage und Fragestellungen.
  2. Peer Pasternack: Die föderale Kompetenzordnung im deutschen Hochschulwesen. Entwicklung und Status.
  3. Manfred Stock: Politische Steuerung und Hochschulentwicklung unter föderalen Bedingungen. Forschungsansätze und empirische Befunde vorliegender Untersuchungen.
  4. Karsten König / Yvonne Anger (Mitarb.) / Janine Hoffmann (Mitarb.) / Victoria Neuber(Mitarb.): Hochschulsteuerung.
  5. Roland Bloch / Anke Burkhardt / Anja Franz / Claudia Kieslich / Reinhard Kreckel / Robert Schuster / Doreen Trümpler/ Henning Schulze / Karin Zimmermann: Personalreform zwischen föderaler Möglichkeit und institutioneller Wirklichkeit.
  6. Martin Winter: Studium und Studierendenreform im Vergleich der Bundesländer.
  7. Irene Lischka / Annika Rathmann: Studierendenmobilität – ost- und westdeutsche Bundesländer.
  8. Robert D. Reisz / Manfred Stock: Zusammenhänge zwischen Hochschulpolitik und Hochschulentwicklung. Statistische Analysen.
  9. Peer Pasternack: Fazit: Traditionelle Differenzen und neue Ähnlichkeiten. Trends nach der Föderalismusreform.

Zitation

Peer Pasternack (Hrsg.) (2011): Hochschulen nach der Föderalismusreform. Akademische Verlagsanstalt, Leipzig, 368 S.

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