Die DDR-Gesellschaftswissenschaften post mortem

Die DDR-Gesellschafts­wissenschaften hatten 1990 zu einem großen Teil ihre öffentlich unterhaltenen Strukturen verloren. Zugleich aber entfalteten sie ein postmortales Nachleben: in Gestalt der Dokumentation ihrer Hinterlassenschaften und Erfahrungen ihrer Protagonisten, Sicherung von Datenbeständen sowie wissenschaftlicher Erkundungen durch Dritte. Daraus entstand ein Literaturgebirge von rund 1.700 Büchern. Dieses wurde ausgewertet und, mit Annotationen versehen, bibliografisch dokumentiert.

Die Gesellschaftswissenschaften fassten in den realsozialistischen Ländern die Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Gekennzeichnet waren sie durch die normative Bindung an den Marxismus-Leninismus als „wissenschaftliche Weltanschauung“.

Die zugehörigen Fächer hatten seit 1990 zu einem beträchtlichen Teil ihre öffentlich unterhaltenen Strukturen verloren, verbunden mit massenhafter Exklusion ihres Personals aus den Institutionen. Zugleich aber entfalteten die DDR-Gesellschaftswissenschaften ein postmortales Nachleben.

Seit 1990 sind infolgedessen rund 1.700 Buchpublikationen zu den DDR-Gesellschaftswissenschaften erschienen – statistisch aller sechs Tage ein neuer Titel. Wer dies intensiver zur Kenntnis nehmen wollte, hätte sich auf die Lektüre von etwa 400.000 Seiten einzustellen. Dieses Literaturgebirge wurde im Überblick ausgewertet und, sachthematisch gegliedert und mit Annotationen versehen, bibliografisch dokumentiert.

Die Auswertung schlägt eine Reihe von Sichtachsen durch die Fülle der Literatur: hinsichtlich des Verhältnisses von Politik und Gesellschaftswissenschaften, des Ineinandergreifens von Herrschafts- und Alltagsgeschichte, der Konflikthaltigkeit gesellschaftswissenschaftlichen Arbeitens, der Charakteristika von Textproduktion und Texten in der DDR, der Frage, ob die gesellschaftswissenschaftlichen Hinterlassenschaften reaktivierungsbedürftige Wissensbestände enthalten, des Umbaus in den 1990er Jahren, der Unterscheidung von Forschung und Erinnerung, der individuellen und der institutionell gebundenen Erinnerungsarbeit sowie der Differenzen zwischen den Einzeldisziplinen, was deren DDR-bezogene Selbstaufklärung betrifft.

Peer Pasternack: Die DDR-Gesellschaftswissenschaften post mortem: Ein Vierteljahrhundert Nachleben (1990-2015). Zwischenfazit und bibliografische Dokumentation, unt. Mitarb. v. Daniel Hechler, BWV Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2016, 613 S.

Ansprechpartner: Prof. Peer Pasternack, eMail:
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Zitation

Peer Pasternack: Die DDR-Gesellschaftswissenschaften post mortem: Ein Vierteljahrhundert Nachleben (1990–2015). Zwischenfazit und bibliografische Dokumentation, unt. Mitarb. v. Daniel Hechler, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2016, 613 S. ISBN 978‐3‐8305‐3620‐8

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